Argumentarium
Ideale Lage
Aufgrund der zentralen Lage angrenzend an den Park am Stadtweier, in unmittelbarer Nähe der Altstadt und umgeben von Wohnquartieren ist die Obere Weierwise prädestiniert als Naherholungsraum. Das Areal ist vom Stadtzentrum aus bequem zu Fuss erreichbar. Eine vergleichbare Möglichkeit, an zentraler Lage ein grosses Areal als naturnahes Erholungsgebiet zu gestalten, dürfte in kaum einer anderen Stadt vorhanden sein. Dieses Entwicklungspotenzial gilt es zu nutzen.
Planerische Voraussetzungen
sind gegeben
Das Gebiet Weierwisen ist als Grünzone ausgeschieden und im kommunalen Richtplan als Stadtpark vorgesehen. Gemäss Richtplan soll kurz- bis mittelfristig (i.e. bis 2020) ein Nutzungs- und Gestaltungskonzept für den Grünraum Stadtweier-Weierwisen-Breitenloo erstellt werden. Im Gegensatz zu den anderen innerstädtischen Grünflächen, welche als Stadtpark in Frage kommen, befindet sich die Obere Weierwise zu einem grossen Teil bereits im Besitz der Stadt Wil. Ein Stadtpark-Projekt kann hier somit jederzeit umgesetzt werden. Aufgrund der Richtplanziele im Bereich Naturförderung und Naturerlebnis liegt es auf der Hand, dass ökologische Aspekte bei der Freiraumentwicklung Weierwisen eine zentrale Rolle spielen sollen. Wichtige Aussagen aus dem Richtplan und dem Stadtentwicklungskonzept, welche die Anliegen der IG Weierwisen untermauern, sind im Anhang zusammengestellt.
Offensichtliches Bedürfnis der Bevölkerung
Das Bedürfnis nach einem Naherholungsgebiet Obere Weierwise ist offensichtlich. Schon heute findet man spielende Kinder am Krebsbach. Spaziergänger, "Hündeler", Radfahrer, Laufsportler usw. nutzen das Gebiet, soweit der heutige Zustand dies zulässt. Auch die starke Frequentierung des Parks am Stadtweier ist Ausdruck des Bedarfs nach zusätzlichen Naherholungsräumen. Die Gestaltung und Nutzung einer stadteigenen Grünfläche soll sich nach öffentlichen Interessen und insbesondere nach den Bedürfnissen der Bevölkerung richten. Dies ist auf der Oberen Weierwise heute nicht der Fall.
Intensivland-wirtschaft nicht standortgerecht
Die derzeitige Bewirtschaftung der Oberen Weierwise ist für viele Anwohner/innen ein Ärgernis. Seit Kurzem wird zwar mit Schleppschlauch gedüngt, wodurch sich die Geruchsemissionen reduziert haben, doch ist die Nutzung der Wiesen durch Erholungssuchende nach jeder Düngung für längere Zeit eingeschränkt. Durch den hohen Nährstoffeintrag werden wenige nutzungsresistente Pflanzenarten selektioniert. Die Obere Weierwise weist deshalb nicht mehr die für Feuchtgebiete typische Pflanzenvielfalt, sondern eine einseitige Fettwiesen-Vegetation auf. Aufgrund der vorhandenen Gewässer ist die intensive Düngung besonders problematisch. Es muss davon ausgegangen werden, dass ein beträchtlicher Teil der ausgebrachten Nährstoffe gar nicht von den Pflanzen aufgenommen, sondern ins Oberflächen- und Grundwasser ausgeschwemmt wird. Indizien wie zeitweises Algenwachstum deuten auf eine hohe Nährstoffbelastung des Krebsbaches hin. Auch wegen des feuchten Bodens eignen sich die Weierwisen eindeutig nicht für eine intensivlandwirtschaftliche Nutzung.
Hochwasserschutz-problem ungelöst
Am Krebsbach im Abschnitt Breitenloo sowie im Bereich der Reithalle besteht seit langem ein Hochwasserschutzproblem. Da bereits mehrfach Schäden entstanden sind und jederzeit wieder auftreten können, sind Hochwasserschutzmassnahmen notwendig. Diese sind als integraler Bestandteil der Freiraumentwicklung Weierwisen zu planen. Eine Renaturierung des Krebsbachs könnte die Hochwasserproblematik entschärfen und würde ausserdem massgeblich zur ökologischen und landschaftlichen Aufwertung des Gebiets beitragen.
Grossveranstaltungen
in der Hochwasserretention
Der westliche Bereich der Oberen Weierwise inklusive der Reitwiese dient als Hochwasserretention für den Krebsbach. Dennoch lässt die Stadt Wil dort Grossveranstaltungen zu bzw. hat diese sogar aktiv angesiedelt. Die Veranstalter gehen ein erhöhtes Risiko ein, dass ihr Anlass wegen des feuchten Bodens bzw. wegen Hochwasser nicht stattfinden kann. Aus Sicht der IG Weierwisen sollte die Reitwiese, abgesehen von Pferdesportanlässen, nicht als Veranstaltungsfläche genutzt werden, es sei denn, im Zuge der Freiraumentwicklung wäre eine Verlagerung der Hochwasserretention nach Osten möglich. Veranstaltungen, welche den Erholungswert des Grünraumes nicht übermässig beeinträchtigen, können auf der Unteren Weierwise durchgeführt werden. Diese ist mit asphaltierten Wegen erschlossen und weist belastbarere und weniger feuchte Böden auf als die Obere Weierwise.
Die Zeit ist reif
Bereits 1991 wurde eine Studie zur Ausweitung des Stadtparks auf die Obere Weierwise erarbeitet. Seit 2008 engagiert sich die IG Weierwisen für dieses Ziel. Die Stadt Wil hat das Projekt wiederholt hinausgezögert - aus finanzpolitischen Motiven und seit 2008 mit der Begründung, dass die kantonale Naturgefahrenerhebung als Planungsgrundlage für das Hochwasserschutzprojekt Krebsbach abgewartet werden müsse. Nachdem seit 2013 die Naturgefahrenkarten vorliegen, gibt es keinen sachlichen Grund mehr, die Freiraumentwicklung Weierwisen weiterhin auf die lange Bank zu schieben.
Foto: Michael Stieger-Federer
Foto: Michael Stieger-Federer
Natur im Siedlungsraum erhalten
Durch das expansive Siedlungswachstum der letzten Jahrzehnte hat die Stadt Wil einen Grossteil ihrer Grünflächen verloren. Im Sinne eines Ausgleichs sind die verbleibenden Flächen ökologisch aufzuwerten. Das Gebiet Weierwisen weist im Vergleich zu anderen innerstädtischen Grünflächen noch ein relativ grosses Naturpotenzial auf, insbesondere aufgrund der vorhandenen Gewässer. Dieses Naturrefugium inmitten der Stadt gilt es zu erhalten und zu pflegen. Im Gegensatz zu anderen Städten hat sich die Stadt Wil im Bereich der Naturförderung bislang kaum engagiert. Sie verfügt insbesondere über keine ökologischen Ausgleichsflächen in Siedlungsnähe. Mit einer ökologisch vorbildlichen Gestaltung des Stadtparks Obere Weierwise könnte sie endlich einen konkreten Schritt in Richtung dieser Zielsetzung unternehmen.
Raum für Begegnungen
Grünflächen erfüllen im urbanen Umfeld stets auch eine gesellschaftliche Funktion als Begegnungszone, indem sie das Zusammentreffen von Personen verschiedenen Alters und unterschiedlicher sozialer sowie geografischer Herkunft fördern. Sie tragen damit zum Austausch zwischen sozialen Gruppen, zum gegenseitigen Verständnis und letztlich zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei.
Quelle: WilNet
Foto: Michael Stieger-Federer
Konkreter Beitrag zur Förderung des Langsamverkehrs
Im Verhältnis zum gesamten Verkehrsaufkommen weist die Stadt Wil einen zu hohen Anteil an motorisiertem Individualverkehr auf, was sich in häufigen Staus sowie hoher Luft- und Lärmbelastung äussert. Die Förderung des Fuss- und Veloverkehrs ist deshalb ein zentrales verkehrspolitisches Ziel der Stadtbehörden. Im Raum Weierwisen kann die Schaffung zusätzlicher Fusswegverbindungen, z.B. zwischen Konstanzerstrasse und Badeanstalt, sowie die Aufwertung der Veloverbindung Stadtweier-Rossrüti, massgeblich zu diesem Ziel beitragen. Letztere wird insbesondere von Schülern stark frequentiert und weist an der Konstanzerstrasse Sicherheitsmängel auf, welche dringend behoben werden müssen. Mit der Einrichtung von zentral gelegenen, zu Fuss oder mit dem Velo erreichbaren Naherholungsräumen kann überdies verhindert werden, dass immer mehr Stadtbewohner/innen das Auto benutzen, um Naherholungsgebiete aufzusuchen.
Gesundheits-förderung
Das Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern konnte in einer Studie zeigen, dass innerstädtische Grünräume einen positiven Effekt auf die Gesundheit der Bevölkerung im Einzugsgebiet haben. Einerseits animieren sie zur Bewegung an der frischen Luft, andererseits fördern sie die psychische Ausgeglichenheit. Darüber hinaus ist der Aufenthalt in der Natur vor allem bei Kindern wichtig für die Entwicklung des Immunsystems. Es kann gefolgert werden, dass Kinder, die in städtischen Gebieten leben, vermehrt zum Spielen in einer natürlichen Umgebung motiviert werden sollten. Dafür muss eine solche Umgebung für die Kinder zugänglich und attraktiv gestaltet sein. Dieses Potenzial ist im Gebiet Weierwisen vorhanden.
Foto: Michael Stieger-Federer
Naturerlebnis für die Stadtbevölkerung
Im urbanen Siedlungsraum sind die Möglichkeiten oft sehr eingeschränkt, direkte und unverfälschte Einblicke in die Natur zu erhalten. Die Auseinandersetzung mit der Natur zu fördern liegt im öffentlichen Interesse, denn die Bevölkerung und speziell Kinder können so für die Anliegen des Umwelt- und Artenschutzes sensibilisiert werden. Der zentrale Gedanke hinter den Projektvorschlägen der IG Weierwisen ist genau dies: Natur für die Stadtbevölkerung erlebbar zu machen. Den Wiler Bildungseinrichtungen könnte ein Stadtpark Obere Weierwise die Chance eröffnen, im Bereich der Umweltpädagogik Akzente zu setzen.
Eine Bereicherung für Wil alsWohnort und Tourismusdestination
Zweifellos tragen gut erschlossene Grünräume massgeblich zur Attraktivität von Wohngebieten bei. Gerade für Familien mit Kindern und für ältere Menschen dürften Naherholungsangebote oftmals ein wesentliches Kriterium bei der Wahl des Wohnorts sein. Mit dem Stadtparkprojekt Obere Weierwise könnte die Stadt Wil insbesondere ihre Bewertung im Rahmen des angestrebten UNESCO-Labels "kinderfreundliche Gemeinde" entscheidend verbessern. Auch den Bewohnenden des Alterszentrums Sonnenhof würde die Erweiterung des Stadtparks zugute kommen. Da das Gebiet direkt an das historische Zentrum von Wil angrenzt, wäre ein solches Projekt zudem touristisch interessant: Zu einem Besuch in Wil würde künftig neben der Besichtigung der Altstadt auch ein Spaziergang durch den erweiterten Stadtpark gehören. Mit einem Restaurationsbetrieb im Bereich der Oberen Weierwise könnte ein zusätzlicher Anziehungspunkt geschaffen werden.
Foto: Michael Stieger-Federer
Frage des
politischen Willens
Die Stadt Wil befindet sich seit 2013 in einer angespannten finanziellen Situation. Die Umsetzung des Stadtentwicklungskonzepts und die Gemeindevereinigung mit Bronschhofen haben einen erheblichen Investitionsbedarf in den kommenden Jahren zur Folge. Die Amortisation des Grossprojekts "Sportpark Bergholz" sowie Lastenverschiebungen auf die Gemeinden im Rahmen der kantonalen "Sparpakete" belasten den städtischen Haushalt. Es liegt auf der Hand, dass die Stadt Wil nicht alle wünschbaren Investitionsprojekte in absehbarer Zeit umsetzen kann, sondern Prioritäten setzen muss. Verschiedene Gründe sprechen dafür, dem Stadtpark Obere Weierwise eine hohe Priorität einzuräumen. Das Projekt wurde vom Stadtrat seit Mitte der 1990er Jahre immer wieder vertagt - auch mit der Begründung, die Stadt könne sich diese Investition nicht leisten. Dies, obschon die Stadt Wil im vergangenen Jahrzehnt z.T. beträchtliche Haushaltsüberschüsse bei gleichzeitig niedrigem Steuerfuss erzielt hat. Das Argument, ein solches Projekt wäre zu teuer, wiederspiegelt eine politische Werthaltung und wird von den betreffenden Exponenten zu jeder Zeit vorgebracht werden, unabhängig davon, in welcher finanziellen Lage sich die Stadt befindet. Die Realisierung des Stadtparks Obere Weierwise ist primär eine Frage des politischen Willens und nur sekundär eine Frage der finanziellen Möglichkeiten, denn letztere hängen von der Prioritätensetzung ab.
Lohnenswerte Investition
Der Stadtpark Obere Weierwise wäre flächenmässig eines der grössten Bauprojekte in der Stadtgeschichte und würde entsprechend zur Ausstrahlung der Stadt Wil beitragen. Die finanzielle Dimension dürfte jedoch um einiges bescheidener sein als bei anderen zurückliegenden und bevorstehenden Investitionsprojekten. Die IG Weierwisen geht von einem einstelligen Millionenbetrag aus. Dabei ist zu beachten, dass die Freiraumentwicklung auch Teilprojekte umfasst, welche bereits im Investitionsplan der Stadt Wil enthalten sind, nämlich die Radwegverbindungen und das Hochwasserschutzprojekt Krebsbach. Bei diesen Massnahmen ist eine finanzielle Beteiligung des Kantons zu erwarten. Die Radwegprojekte sind voraussichtlich im Rahmen des Umsetzungsprogramms der Veloinitiative finanzierbar. Allenfalls könnten sogar Bundesmittel aus dem Agglomerationsprogramm mobilisiert werden. Des Weiteren gilt es zu berücksichtigen, dass die Obere Weierwise für die Stadt Wil die beste (und z.T. auch die einzige konkrete) Gelegenheit bietet, den zahlreichen Handlungsanweisungen aus dem Richtplan im Bereich Ökologie nachzukommen (Schaffung von Naturobjekten, Förderung der Artenvielfalt, Förderung Naturerlebnis). Da die Stadt Wil für diese Ziele noch keine nennenswerten Aufwendungen getätigt hat, wären solche zweifellos gerechtfertigt und überfällig. Zusammengefasst bietet die Freiraumentwicklung Weierwisen die Chance, einen hohen Mehrwert zu einem verhältnismässig geringen Preis zu realisieren. Die Aufwertung der Oberen Weierwise stellt eine Investition in die Standortattraktivität der Stadt Wil und in die Lebensqualität ihrer Bewohnenden dar. Lebensqualität ist nicht zuletzt ein entscheidender Faktor für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit einer Stadt.
Foto: Michael Stieger-Federer